Wohnort: Deutz
Alter: 46
Die Abschnitte der Deutzer Freiheit ohne Autos machen es uns viel einfacher, Kinderbetreuung und Besorgungen zu vereinbaren. Zwischen fahrenden und geparkten Autos sind wir als Eltern in ständiger Sorge, ganz gleich ob das Kind zu Fuß oder selbst radfahrend mit uns unterwegs ist. Ständig ruft man dem Kind „Stop! Die Straße! Halt an! Pass auf!“ hinterher — auch wenn es alles richtig macht, man weiß ja nie, was die anderen machen.
Seit 1975 hat sich die Anzahl der Autos verdoppelt, dank Servolenkung und Parkassistenten parken sie viel dichter und damit ohne Sichtlücken oder Möglichkeiten, die Straße schnell zu überqueren, und sie sind höher, breiter und länger geworden. Das sind schon lange nicht mehr die Szenen, in denen „wir auch groß geworden sind“. Kinder spielen immer weniger draußen, sind immer weniger selbständig unterwegs — weil draußen schon die Autos sind. Das Leben mit einem Auto öffnet manchen Möglichkeiten, die sie sonst nicht haben. Der ganzen Gesellschaft aber bietet die gemeinsame Nutzung des öffentlichen Raums mehr Potential. Hier sollten Privilegien zugunsten von Chancen für alle geteilt bzw. auch eingeschränkt werden.
Als wir aus Ehrenfeld nach Deutz gezogen sind, war eines der überzeugenden Kriterien die gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr. Wir erledigen alle Einkäufe und die Wege zur Kita, Schule und Arbeit mit dem Fahrrad, zu Fuß und mit der KVB, fahren mit der Bahn in den Urlaub und nutzen Carsharing für große Besorgungen oder Fahrten an schlecht angebundene Orte. Diese Art der Fortbewegung wollten wir unbedingt erhalten, das geht in Deutz ganz problemlos.
Wir freuen uns, dass es mit der Deutzer Freiheit jetzt eine Einkaufsstraße gibt, die überhaupt und auch mit Kindern Spaß macht und sich sicher anfühlt. Das Kind freut sich, wenn es jetzt auf seinem Rad mit zum Einkaufen fahren kann, wir treffen fast immer Bekannte, wir hören auf einer der Bänke sitzend einem Straßenmusiker zu, malen eine Weile mit Kreide, unterhalten uns oder holen ein Eis. Jeder Einkauf wird zu einem kleinen Ausflug.
Wir wünschen uns, dass noch einige Details verbessert werden: Die Barken stehen häufig so, dass sie den Radverkehr nicht einfach abbremsen, sondern gefährden, die Verkehrsschilder sind so hoch angebracht, dass weniger aufmerksame Autofahrer:innen sie übersehen können, die Bürgersteigkanten verhindern, dass man mit einem Rollator, Rollstuhl oder Kinderwagen einfach die Straße überqueren kann, und leider immer wieder steht man plötzlich doch wieder einem Auto gegenüber, dessen:deren Fahrer:in meint, Verkehrsregeln wären nur ein vager Vorschlag. Die Kommunikation zur Autofreiheit in Deutz wünschen wir uns offener und zielführender; schaue ich auf Google Maps, haben auf der Deutzer Freiheit in den letzten zehn Jahren, vor Beginn des Verkehrsversuchs und auch vor Corona, sehr viele, gerade individuelle Läden geschlossen — welche Anteile an den Geschäftsaufgaben haben also zu hohe Mieten, überholte Geschäftskonzepte oder der demografische Wandel in Deutz?
Wir freuen uns über eine Erweiterung der autofreien oder autoarmen Zonen in Wohngebieten und sind fest überzeugt, dass das gerade hier, zwischen fünf Stadtbahnlinien, in fußläufiger Distanz zu einem S- und Fernbahnhof, im flachen Köln ohne nennenswerte Steigungen oder Berge, mit verschiedenen Car-Sharing-Anbietern gut zu machen ist (und ganz nebenbei auch Platz für die schafft, die wirklich auf ein Auto und einen erreichbaren Stellplatz angewiesen sind (Handwerksbetriebe, Pflegedienste, Post und andere Lieferdienste u.ä.).