Wohnort: Deutz Germanenviertel
Alter: 46
Liebes Deutz,
2023 musst du dich entscheiden! Willst du weiter die schäbige Schäl Sick sein, das „Parkgebiet“ für Arena und Innenstadt und Messe oder willst du endlich die schönste Seite Kölns sein?
Mit der Deutzer Autofreiheit, den vom Blech befreiten Straßen und Gassen um die Tempelstraße, haben engagierte Deutzer eine Breche geschlagen: Weg vom Parkareal, der Abstellfläche, hin zum Lebensbereich.
»Autos Weg – Einzelhandel/Handwerk/Gastronomie weg“ hieß es. Angst wurde geschürrt. Was passiert mit Deutz, wenn du nicht mehr Parkplatz für all die Berufspendler, Vorortexistenzen und Durchfahrenden bist? Wirst du verwaisen? Werden nur noch Säufer und brennende Mülltonnen die Straße beleben? Was wird aus der Freiheit ohne Autos? Was aus der Gummersbacher Straße, wenn da auch Fahrräder fahren?
Liebes Deutz, es gibt dich seit fast zweitausend Jahren, lass dir nicht Bange machen. Es ist nicht die Autofreiheit, die dir zu schaffen macht. Es sind die Menschen, die erst laut Tönen und dann denken. Die dich zum Ort von viel Tristesse gemacht haben und dann noch auf deinen Gehwegen parken.
Liebes Deutz, man sieht dich als Zubringer für die Autobahn, als Zwischenstation zum Feiern auf der Zülpicher, als Brache für Großveranstaltungen, als den Mülleimer für den Rheinboulevard. Hast du das verdient?
Nein, liebes Deutz! Du hast nicht verdient so behandelt zu werden. Es leben so viele Menschen hier. Menschen die dich lieben! Sie leiden darunter, dass du Parkplatz für alle jene bist, die hier nicht hingehören. Sie verzweifeln darüber, dass du nur Radrennpiste und Zwischenhalt auf dem Weg in »die Stadt« bist. Sie sind empört darüber, dass ihre Lebensqualität nichts zählt. Während andere Stadtteile Wasserspielplätze oder eine Via Culturalis bekommen. Bekommst du eine Messecity – einen toten Bürokomplex.
Liebes Deutz, du hast dir deine Autofreiheit wirklich verdient. Hier könntest du zu dir finden, wenn du es willst. Nach Jahrzehnten voll Stau und Lärm, hast du die Chance, nicht mehr die Geisel all der Blechbüchsen zu sein. Mach was draus.